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Nylons mit Ziernaht




Die Naht macht’s!

Ende der 30er Jahre erfunden, feierten Nylons spätestens in den 50ern ihren endgültigen Durchbruch und gehörten gleichermaßen zum guten Ton und modischen Statement dieser Zeit. Einige Hersteller sollen sogar mit der Zusicherung einer baldigen Heirat beim Tragen der heißen Strümpfe gelockt haben...

Ein so lapidares Versprechen würde im heutigen Zeitalter von Social Networks und Online-Partnerbösen vermutlich nicht mehr ganz so stark als Verkaufsargument greifen. Dennoch lässt sich in vielen Lebensbereichen – praktisch als Gegentrend zu Oberflächlich- und Schnelllebigkeit – eine Art Rückbesinnung auf alte Werte feststellen. Wieso also nicht auch am Bein Stil und Sinn für Altbewährtes beweisen?

Das entspricht ganz der Firmenphilosophie von Ars Vivendi. Als Hersteller und Liebhaber echter Nylons lässt das in Deutschland (nähe Grenze Schaffhausen) ansässige Unternehmen bereits seit 1995 Nylonstrümpfe auf einer der letzten europäischen Flachstrickmaschinen in England produzieren, und das ganz ohne Zusätze von Lycra oder Elasthan, wie man sie von heutigen Strümpfen kennt. Die nach ihrem Erfinder William Cotton benannten Cotton-Maschinen sind mit etwa 20 Metern Länge und einem Gewicht von bis zu zwölf Tonnen übrigens wahre Kolosse, erfüllen jedoch tadellos ihre Aufgabe: In einem aufwändigen Fully Fashion-Verfahren wird der Strumpf flach gestrickt und hinterher mit der charakteristischen Naht zusammengefasst, die gegenüber der Ziernaht moderner Produkte demnach eine echte Funktion innehat. Das so genannte „Auge“ oder Loch am Stumpfabschluss – oder englisch „the welt“ – garantiert dabei die notwendige Elastizität und Bewegungsfreiheit bei den sonst eher unelastischen Beinschmeichlern, die feine 15 Denier mitbringen. Übrigens: Zunächst wird jedes Paar in Weiß hergestellt, erst anschließend erfolgt die Colorierung des Strumpfes und der Naht.

Besondere Variationsmöglichkeiten erlaubt der Fersenbereich von Nylons, beispielsweise durch verschiedene Farbgebungen. Und weil Geschmäcker ja bekanntlich verschieden sind, hält Ars Vivendi hier vier unterschiedliche Varianten bereit: „Cuban Heel“ mit kantiger Hochferse und breitem Fußbett, „Pointed Heel“ mit spitzer Hochferse, „Havanna Heel“ mit breiter, kantiger Hochferse und schmalem Fußbett und „Outlines“ mit zusätzlicher Außenlinie entlang der Hochferse und dem Fußbett.

In der Nachkriegszeit waren Nylons allerdings eher Mangelware und wurden daher auf dem Schwarzmarkt hoch gehandelt. Selbst amerikanische Spione seien nicht mit Geld, sondern mit den begehrten Strümpfen bezahlt worden sein, so erzählt man. GIs sollen sie dann nach Deutschland gebracht haben, wo die Frauen ganz verrückt nach dem „textilen Gold“ waren. Und weil das deutsche Fräulein so einiges bereit war zu tun, um an den zarten Beinschmuck zu kommen, wurden Nylons bald als „Bettkantenwährung“ gehandelt. Wer endlich welche besaß, hütete sie wie seinen Augapfel; beschädigte Exemplare gab man in die Obhut so genannter „Laufmaschendienste“, die die guten Stücke akribisch reparierten. Heutzutage ist das alles sehr viel einfacher. Wer seinen Geist in die damalige Zeit und die Füße in echte Nylons eintauchen lassen möchte, bestellt sich das Paar seiner Wahl auf der Website von Ars Vivendi.

Maria & Mario

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